Die Vollendung des Christen Ein Gespräch mit Bischof Bernard Fellay zum Sakrament der Firmung

Quelle: Distrikt Deutschland

MITTEILUNGSBLATT: Exzellenz, jährlich reist ein Weihbischof der Priesterbruderschaft St. Pius X. nach Deutschland, um das Sakrament der Firmung zu spenden. Mit welchem zeitlichen Vorlauf sollten sich Gläubige hierfür anmelden?  

 

Weihbischof Bernard Fellay: Die Anmeldung ist eher praktische Sache eines jeden Distrikts. Es bleibt, dass das Sakrament der Firmung als Vollendung des Christen betrachtet wird. Deshalb auch will man den Firmling gut darauf vorbereiten, eine Zusammenfassung der christlichen Lehre mit Betonung auf dem Sakrament der Firmung sollte in dieser Vorbereitung gegeben werden. Man darf als vernünftig mindestens sechs Monate des Unterrichts ansehen. 

  

MB: Warum ist diese Vorlaufzeit notwendig? Was passiert in der Zwischenzeit bzw. wie sollte man die Zeit sinnvollerweise nutzen?  

 

Weihbischof Bernard Fellay: Wie gerade gesagt, soll der Firmling mit großer Bewusstheit sich diesem Sakrament nähern. Also soll er sich gut vorbereiten, einerseits durch Studium und Kenntnis der allgemeinen Fragen der katholischen Lehre, insbesondere der Firmung selbst, andererseits mit einer geistigen Vorbereitung durch Gebet und Ausübung der Tugenden.

 

MB:Was genau passiert bei der Firmung?  

 

Weihbischof Bernard Fellay: Das Sakrament der Firmung wird als Sakrament der christlichen Vollkommenheit von der Kirche dargestellt. Sehr vieles geschieht beim Empfang der Firmung. Vor allem kommt der Heilige Geist, die dritte Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit - ein göttlicher Besuch also. Das übersteigt schon völlig unseren Verstand! Aber der Heilige Geist kommt nicht einfach so zu Besuch, er wird vom Vater und vom Sohn zu der Seele mit einer besonderen Sendung geschickt: die Heiligung der Seele, die Vorbereitung zum Himmel, und hier auf Erden die Stärkung zur Verteidigung der katholischen Kirche, deshalb wird der Gefirmte zum Streiter Christi. Das wird er in besonderer Weise durch das Eingießen des Charakters und seiner sieben Gaben verwirklichen.

 

MB: Welche Bedeutung hat die Firmung im Glaubensleben eines Christen?  

 

Weihbischof Bernard Fellay: Die beiden Schätze des Charakters und der Gaben bewirken eine tiefe, wohl übernatürliche, kaum oder gar nicht natürlich spürbare Umwandlung des Christen. Der Kontakt mit dem unendlich mächtigen, großen Gott hinterlässt Spuren. Wir könnten als Vergleich mit dem natürlichen Leben die Veränderung als Schritt von der Kindheit zum Erwachsenen beschreiben. Das Kind ist auf sich selbst konzentriert, er empfängt, was er braucht, um zu wachsen. Der Erwachsene gibt, sorgt für die Anderen, schützt die Schwächeren – so auch  der Gefirmte im Vergleich mit dem Getauften.

 

MB: Worin unterscheidet sich die Firmung im überlieferten Ritus von einer Novus-Ordo-Firmung?  

 

Weihbischof Bernard Fellay: Leider wollte die liturgische Reform nach dem Konzil alles nach dem „Geiste des Konzils“ umwandeln. Ist das eine bloße Entschuldigung oder war mehr versteckt unter diesem Begriff „Geist des Konzils“? 

Immerhin hat man dann die Reform als Vereinfachung, als „Annäherung zum Volke“ dargestellt, deshalb auch die Worte auf Deutsch –  obwohl die Referenzsprache immer der lateinische Text bleibt. Damit hat man die Form des Sakramentes geändert. Aber noch Gefährlicheres ist geschehen durch Verfälschungen in der Übersetzung. Viel Missbrauch hat man in diesem Gebiet gesehen, der nicht selten zur Ungültigkeit des Sakramentes selbst geführt hat. 

Worte wie „Empfange den Heiligen Geist“ als Form des Sakramentes machen die Firmung ungültig. Es muss notwendigerweise die deutliche Wirkung des Heiligen Geistes ausgesprochen werden, wie „die Gabe“, „das Zeichen“. Sonst bleibt es zu ungenau. Denn der Heilige Geist kommt bei allen Sakramenten! Es ist nicht präzis genug. 

Dazu hat man auch den Gebrauch von anderen vegetabilen Ölen erlaubt. Bis dahin hat die Kirche immer gelehrt, dass zur Gültigkeit des Sakraments Olivenöl – wegen der apostolischen Tradition –notwendig war, das sieht man bis hinein in den Kodex des kanonischen Rechtes von 1917. 

 

 MB: Wieso wird das Sakrament der Firmung von einem Bischof gespendet?  

 

Weihbischof Bernard Fellay: Im Allgemeinen reserviert sich der Bischof die wichtigsten Sachen seiner Diözese, wie die Taufe von Erwachsenen, die Kirchweihen und so weiter. Da der Firmling zum geistigen Erwachsenen wird, sorgt der Bischof für diesen wichtigen Schritt. Im Ostritus wurde aber eine andere Perspektive eingeführt: Dort nämlich wird die Firmung zusammen mit der Taufe gespendet, auch bei Kleinkindern. Dabei hat auch der Taufpriester die Vollmacht erhalten, auch die Firmung zu spenden.

 

MB: Oft kommen Gläubige zu Ihnen, die zwar getauft sind, sich als Jugendliche aber nicht mehr firmen lassen wollten und als Erwachsene den Glauben neu entdeckt haben. Wie bereiten sich diese Anwärter am besten auf die Firmung vor?  

 

Weibischof Bernard Fellay: Es gibt keinen besonderen Weg. Der Erwachsene soll sich genauso vorbereiten mit Studium der Lehre der Kirche, des Gebetes und der Ausübung der Tugenden. Selbstverständlich wird dann der Priester diesen Firmlingen eine besondere Aufmerksamkeit  spenden, oft mit besonderen Katechesen.

 

 MB: Was empfehlen Sie bei der Auswahl von Firmpaten und Firmnamen?  

 

Weihbischof Bernard Fellay: Das ist wirklich dem Firmling überlassen. Er kann auch seinen Taufnamen einfach behalten. Aber wenn er eine besondere Beziehung zu einem Heiligen hat, so darf er diesen Namen als Patron auswählen. Es ist sinnvoll, dass wie bei der Taufe Frauen eine Heilige auswählen und Männer einen Heiligen.

 

MB:Regulär sind Firmlinge im deutschsprachigen Raum ca. 14 Jahre alt. In der Priesterbruderschaft besteht die Tendenz, Firmungen bei den Kindern früher durchzuführen. Aus welchen Gründen?   

 

Weihbischof Bernard Fellay: Eigentlich sieht die Kirche es anders: Das Kirchenrecht sagt, dass ab dem Vernunftalter der Getaufte gefirmt wird. Oft kann aber aus apostolischen Gründen der Bischof nicht jedes Jahr alle Pfarreien besuchen, und so wurde es üblich, dass bei der Visitation der Pfarrei, die ungefähr alle fünf Jahre geschah, auch die Firmung bei dieser Gelegenheit gespendet wurde. Ein anderer Grund ist und war, dass die Bischöfe Angst haben, dass die Kinder nach der Firmung die Kirche nicht mehr besuchen. So haben sie zum Beispiel in Frankreich die Spende der Firmung so weit wie möglich hinausgeschoben. Wir sehen es aber ganz anders: Die heutige Welt ist sehr antichristlich geworden, die Versuchungen gegen den Glauben und die Sitten sind unglaublich stark. Da braucht man mehr als je die Unterstützung des Heiligen Geistes. Also soll man die Firmung nicht aufschieben.

 

 

MB: Gibt es etwas, das Sie Firmanwärtern gerne mit auf den Weg geben möchten? 

 

Weihbischof Bernard Fellay: Sie sollen sich der Muttergottes, die auch die Braut des Heiligen Geistes ist, anvertrauen. Sie sollen die so große und wunderbare Beziehung zum Heiligen Geist zu pflegen beginnen, sich daran gewöhnen, mit ihm zu sprechen und seinen Einflüsterungen zu folgen. 

 

MB: Danke für das Gespräch!

Die nächsten Firmtermine in Deutschland:

17.06.2024    Firmungen (S.E. Tissier de Mallerais)    Berlin
18.11.2024    Firmungen (S.E. Tissier de Mallerais)    Schönenberg
19.11.2024    Firmungen (S.E. Tissier de Mallerais)    Essen