Mitteilungsblatt - Februar 2014

In Christo geliebte Gläubige!

Die Seele, die Gott innig liebt, ist wie Jesus von Eifer für das Haus des Herrn, für die Ehre Gottes, für die Kirche, für das Heil der Seelen verzehrt. In seinen Regeln unterscheidet der heilige Benedikt jedoch zwischen einem guten Eifer und einem schlechten, den er als „bitter“ bezeichnet. 

Was ist der bittere Eifer? Der Eifer ist an sich etwas Gutes; es ist lobenswert, für die Wahrheit und für das Gute aufzutreten, aber unter dem Anschein des Guten können der Stolz und die Eigenliebe verborgen sein. Diese Art von Versuchung unter dem Anschein des Eifers kann überall vorkommen: in der Familie, in der Gemeinde, in der Kirche, usw. Wir sind alle durch die Erbsünde verwundet; der hl. Franz von Sales sagt: „Die Eigenliebe stirbt erst, wenn wir selber sterben“.

Wir möchten oft dass alles perfekt sei, aber so wie wir es wollen; alles soll sich nur nach unseren Ansichten richten; wir möchten die anderen korrigieren und verbessern, aber ohne Geduld, mit Härte, mit Bitterkeit… in diesem Eiferfehlt der Honig der Liebe. Es ist in der Tat angenehmer, die Fehler bei den anderen zu bekämpfen, anstatt an sich zu arbeiten.

Ein Beispiel für diesen bitteren Eifer finden wir in der Haltung der Pharisäer im Evangelium (Joh 8), als sie die Ehebrecherin vor Jesus brachten und ihn fragen: „Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt worden. Nun hat uns Moses im Gesetz befohlen, solche zu steinigen. Was sagst du also? - Tu autemquiddicis?“ – Diese Schriftgelehrten waren vom Eifer für das Gesetz und die Wahrheit erfüllt. Aber es war kein guter Eifer. Sie waren nur äußerliche Beobachter des Gesetzes und hatten nicht dessen Geist, es fehlte in ihren Herzen die Demut und die Liebe. Jesus antwortete: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe zuerst einen Stein auf sie.“ Daraufhin gingen alle weg, „von den Ältesten angefangen“, die mehr Sünden auf ihrem Gewissen hatten. Jesus stand allein mit dieser Sünderin. Nur er hätte den ersten Stein werfen können. Aber er spricht dieser Frau los: „So will auch ich dich nicht verdammen. Geh hin uns sündige nicht mehr!“

Der gute Eifer stammt aus der Liebe „Ignemvenimittere: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu senden, und was will ich anderes, als dass es brenne?“ (Lk 12,49) Dieser Eifer hat zwei Stützen. Zuerst die Demut: Jeder hat seine eigenen Fehler. Die Pharisäer waren scharf in der Verurteilung der anderen, hielten sich aber selbst für gerecht. Der Heiland sagt uns: „Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge siehst Du nicht? Oder wie kannst du deinem Bruder sagen: Lasse mich den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, in deinem Auge ist ein Balken? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge und danach sieh, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen kannst.“ (Mt 7,3-5) Laut dem hl. Gregor lässt der liebe Gott zu, dass manche Fehler in uns bleiben, damit wir demütig bleiben.

Eine zweite Stütze des guten Eifers ist die Sanftmut. Wir müssen die Sünde hassen aber den Sünder lieben. Wir können niemanden bekehren, wenn wir schimpfen. Wenn eine Mutter einem kranken Kind eine bittere Arznei geben muss, dann gibt sie gleichzeitig auch Sirup oder Honig, damit sie weniger bitter ist. Wenn wir jemanden auf seine Fehler hinweisen müssen, braucht es den Honig der Liebe. Als Jesus der Samariterin beim Jakobsbrunnen (Joh 5) begegnet, beginnt er das Gespräch nicht mit einer Strafpredigt, sondern er übt die Sanftmut. Er bettelt zuerst um Wasser. Dann öffnet er nach und nach das Herz dieser Frau, indem er den Durst nach dem Wasser der Gnade erweckt. Erst als sie sich geöffnet hat, legt er die Hand auf ihre Wunde und weist sie auf ihre sündhafte Lebensweise hin. Die hl. Theresia vom Kinde Jesu hat erfahren, wie wichtig es ist, die Fehler des Nächsten zu ertragen: „Ach! ich verstehe jetzt, dass die vollkommene Nächstenliebe darin besteht, die Fehler der anderen zu ertragen, sich nicht über ihre Schwächen zu wundern, sich an den kleinsten Tugendakten zu erbauen, die man sie vollbringen sieht.“

Schöne Vorbilder für diesen guten Eifer sind unser Patron, der hl. Pius X., und unser Gründer Erzbischof Lefebvre. Beide waren von großer Festigkeit im Glauben, aber zugleich von außerordentlicher Güte und Demut. Ihr Eifer für die Kirche und das Königtum Jesu Christi hatte seinen Ursprung in der Liebe: „CredidimusCaritati‑ wir haben an die Liebe geglaubt.“ Um diesen wahren Eifer zu verinnerlichen, betrachten wir ebenfalls die Liebe Gottes, besonders die Hingabe Jesu am Kreuz und auf dem Altar: „Liebet einander wie ich euch geliebt habe.“ (Joh 15,12) Nehmen wir die Gewohnheit an, kleine Akte des Opfers zu erwecken, wenn etwas in unserem Nächsten uns betrübt oder wenn die Bitterkeit in unsere Herzen einzudringen versucht. Möge das Herz Mariens uns mit ihrer Liebe erfüllen, die wie der Honig ist, der die Bitterkeit wegnimmt: „O süße Jungfrau Maria!“

Mit meinem priesterlichen Segen

P. Udressy