Reue und Vergebung sind große Gnaden Gottes

Quelle: Distrikt Deutschland

Am 6. Juli feiert die Römische Liturgie die hl. Maria Goretti (1890-1902). 

Sie war das älteste Mädchen einer italienischen Bauernfamilie. Nach einer versuchten Vergewaltigung durch den 20jährigen Alessandro Serenelli starb sie 1902 an den Folgen der Gewaltanwendung. Weil sie sich ihm widersetzte, verletzte er sie mit vierzehn Stichen eines Werkzeugs tödlich. Während ihrer Qual rief Maria Goretti mehrmals aus: „Das ist Sünde, Alessandro, du kommst in die Hölle.“ 

1947 wurde sie von Papst Pius XII. als Märtyrerin selig- und 1950 heiliggesprochen. Dies geschah im Beisein von Marias Mutter bei einer Feier vor einer halben Million Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom.

Die hl. Maria Goretti hat noch auf ihrem Totenbett ihrem Mörder verziehen und für ihn gebetet. 

Als ihr der Pfarrer die Sterbesakramente verabreichte, sprach sie die Worte: „Ich will ihn bei mir im Paradies haben.“

Alessandro erhielt für seine Tat 30 Jahre Zwangsarbeit im Gefängnis. In einem Traum, in dem er die hl. Maria Goretti sah, die ihm vierzehn schneeweiße Lilien überreichte wurde ihm echte Reue zuteil. Er bekehrte sich im Gefängnis und führte von da an ein beispielhaftes Leben. 

An Weihnachten 1928 wurde er wegen guter Führung vorzeitig aus der Haft entlassen und bat Marias Mutter um Vergebung, die sie ihm gewährte.

Er fand 1936 in einem Kapuzinerkloster Aufnahme. 

In einem geistlichen Testament, das er 1961 verfasste, gibt er uns ein ergreifendes Zeugnis für die Gnade Gottes:

„Ich bin fast achtzig Jahre alt und bald am Ende meiner Tage. Wenn ich auf meine Vergangenheit zurückschaue, so erkenne ich, dass ich in meiner Jugend einen falschen Weg eingeschlagen habe: den Weg des Bösen, der mich in den Ruin führte. Ich erkannte durch die Zeitungen, die Darstellungen und die schlechten Beispiele, dass die Mehrzahl der Jugend jenen Weg ging, ohne sich darüber Sorgen zu machen; und so war auch ich unbekümmert. Ich hatte gläubige und religiöse Menschen in meiner Nähe, aber ich achtete nicht auf sie. Eine brutale Kraft machte mich blind und zog mich auf den schlechten Weg.

Mit zwanzig Jahren wurde ich zum Sittenverbrecher, und es graut mir bei der bloßen Erinnerung. Maria Goretti, jetzt eine Heilige, war der gute Engel, der von der göttlichen Vorsehung auf meinen Weg gestellt wurde. In meinem Herzen sind noch immer ihre Worte des Vorwurfs und der Verzeihung lebendig. Sie betete für mich und legte Fürsprache für einen Mörder ein. Es folgten dreißig Jahre Gefängnis. Wenn ich nicht minderjährig gewesen wäre, wäre ich lebenslang verurteilt worden. Ich nahm die verdiente Strafe an: ergeben bezahlte ich meine Schuld.

Maria war wirklich mein Licht, meine Beschützerin; mit ihrer Hilfe verhielt ich mich recht, und als mich die Gemeinschaft wieder aufnahm, versuchte ich ehrlich zu leben. Die Söhne des hl. Franziskus, Laienkapuziner in den Marken, haben mich mit seraphischer Barmherzigkeit aufgenommen, nicht als ihren Diener, sondern als ihren Bruder. Ich lebte mit ihnen seit dem Jahr 1936.

Von nun an warte ich ruhig auf den Moment, der mich vor Gottes Angesicht erscheinen lässt, um dann meine Lieben zu umarmen und in der Nähe meines Schutzengels, Maria Goretti, und ihrer lieben Mutter Assunta zu sein.

Alle, die diesen Brief lesen, mögen die heilsame Lehre daraus ziehen, das Böse zu meiden und sich immer, schon als Kind dem Guten zuzuwenden. Sie sollen daran denken, dass die Religion mit ihren Geboten nicht etwas ist, was man nicht braucht, sondern der wahre Trost, der einzig sichere Weg in allen Lebenslagen, auch in den schmerzhaftesten. Pax et bonum!”

Alessandro Serenelli starb1970 mit 87 Jahren im Kloster.

Die Reliquien der hl. Maria Goretti finden sich im Heiligtum Nostra Signora delle Grazie e Santa Maria Goretti im italienischen Nettuno.