Oase des Glaubens: Das Benediktinerkloster Unserer Lieben Frau von Guadalupe (USA)

Quelle: Distrikt Deutschland

Eine junge Gemeinschaft mit langer Tradition: 1991 gründete Pater Cyprian OSB in der Einsamkeit der südlichen Rocky Mountains und oberhalb der alten Minenstadt Silver City im US-Bundesstaat New Mexiko eine „Schule für den Dienst am Herrn“. So nennt der hl. Benedikt von Nursia (480–547) in seiner Regel die Mönchsgemeinschaft.

Diese Neugründung sollte in Liturgie und Observanz ganz der katholischen Tradition verpflichtet sein.

Nach etwas mehr als 30 Jahren ist aus der einstmals kargen Zelle des Paters Cyprian ein stattliches Kloster erwachsen. Aktuell führen hier, im Benediktinerkloster Unserer Lieben Frau von Guadalupe, rund 40 Männer ein Leben, das ganz auf die Ehre und die Verherrlichung Gottes ausgerichtet ist.

Das Patrozinium erinnert an die wunderbare Erscheinung der Gottesmutter im Jahr 1531 auf mexikanischer Erde, die die Evangelisierung „beider Amerikas“ stark befeuerte.

Die Gemeinschaft, von der hier die Rede ist, beruft sich nicht nur auf die benediktinischen Wurzeln, die bis auf den Mönchsvater Benedikt zurückreichen, sondern auch auf jüngere geistliche Entwicklungen. Als infolge der Französischen Revolution selbst viele der großen Klöster zerstört waren oder danieder lagen, erwuchs Mitte des 19. Jahrhunderts in einer neuen Generation der Wille, die zerstörten Stätten des Glaubens wieder aufzurichten und an alte Traditionen anzuknüpfen.

Wir sprechen hier von Pater Jean-Baptiste Muard OSB (1809–1854). In dem von ihm gegründeten Kloster Abbaye de la Pierre-Qui-Vire stand dabei der Wille im Vordergrund, das monastische Apostolat der Kirche in seiner reinsten und ursprünglichsten Form wiederherzustellen, wie es von den Aposteln, den Kirchenvätern und insbesondere den Wüstenvätern gelebt wurde.

Das Klosterleben soll nicht anderen apostolischen Zwecken (z.B. Schule, Wissenschaft, Mission, Seelsorge) untergeordnet werden, sondern allein der Kontemplation und der reinen Gottessuche.

Konkret schlägt sich diese Interpretation des Klosterlebens auch im Tagesablauf der Mönche nieder: Der Benediktiner-Mönch lebt den umgekehrten Weg des weltlichen Tages und steht nachts auf, um sich mit den Dingen seines Vaters zu beschäftigen. (Lukas 2, 49)

Um 3 Uhr morgens läutet die Glocke. Es folgen das lateinische gesungene Stundengebet in den uralten Melodien des gregorianischen Chorals, gefolgt von einer Betrachtung und schließlich der Laudes. Um 7:30 Uhr, wenn andere aufstehen, haben die Mönche schon vier Stunden gebetet und meditiert. Insgesamt sieben Mal rufen die Glocken täglich zu den liturgischen Gebetsstunden. Hinzu kommt die tägliche hl. Messe jedes Priestermönchs und das gemeinsame Konventamt. All das spiegelt den Geist wider, dass dem Lob Gottes nichts anderes vorzuziehen sei.

Selbst die Mahlzeiten in einem Kloster sind ein Spiegelbild der Liturgie, bei der die Brüder abwechselnd das Gemeinschaftsmahl vorbereiten und servieren, das in Stille im Refektorium eingenommen wird, während erbauliche Lesungen die geistige und geistliche Bildung der Mönche fördern. Der Benediktiner ist ein Jünger Christi.  Alles im Kloster ist eine ununterbrochene Lehre, bei der Gott alle großen und kleinen Dinge als Mittel zur Vermittlung seiner Gnade einsetzt, "denn wir sind überzeugt, dass der, der ein gutes Werk in euch begonnen hat, es auch vollenden wird bis zum Tag Christi Jesu... und darum bitte ich euch, dass eure Liebe immer reicher werde an Erkenntnis und an allem Verstand". (Phil 1,6.9)

Das Gebet wird durch die Handarbeit ergänzt, von der niemand ausgenommen wird.  So sehen die Benediktiner in der täglichen Handarbeit eine ständige Anrufung des hl. Josef, aber auch die Nachahmung des filius fabri, des Sohns des Handwerkers. Wie von der Regel vorgeschrieben, betreibt das Kloster einen Bauernhof und mehrere Werkstätten, darunter auch einen Klosterladen. Im Handwerk und in der Landwirtschaft, mit den Produkten verschiedener Nutztiere wie Milch, Geflügel und dem Spinnen von Wolle, der Bäckerei, der Leder- und Eisenverarbeitung, der Holzbearbeitung, dem Buchdruck und anderen Arbeiten, die Materialien verwenden, die von Gott zu seiner größeren Ehre geschaffen wurden, wird immer auch die göttliche Ordnung geehrt, die in jeden Aspekt des Lebens einfließt. Bekannt wurde das Kloster weit über die Umgebung hinaus durch die Röstung von Kaffebohnen.

Darüber hinaus führen die Mönche ein Gästehaus für Priester, das über alle Einrichtungen für private Exerzitien verfügt. Das Haus liegt fußläufig zwischen den Gemeinschaftsgebäuden der Mönche und einem Frauenkloster. Hinzu kommt ein neues Gästehaus für Familien, das sich das ganze Jahr über großer Beliebtheit erfreut. Dort können sich Freunde der Gemeinschaft zurückziehen, die einen Ort weit entfernt von weltlichen Freizeitaktivitäten suchen. Der umliegende Wald bietet die Möglichkeit zu gesunder Erholung für alle Altersgruppen. Mitunter werden die Räumlichkeiten auch für Exerzitien genutzt, beispielsweise für Schülergruppen.

Eine wichtige Rolle für das Kloster Unserer Lieben Frau von Guadalupe spielt auch der Gründer der Priesterbruderschaft St. Pius X., Erzbischof Marcel Lefebvre. „Ohne Klöster, ohne Ordensleute, die dem Gebet geweiht sind, wird die Kirche niemals aus der gegenwärtigen Krise herausfinden“, schrieb er 1991 an Pater Cyprian.

Ein ergreifender Beleg des tiefen Vertrauens, das der Erzbischof in die Wirkung des Gebets hatte.

Zu den letzten Worten, die Erzbischof Lefebvre an die Gründer dieses Klosters richtete, gehören diese, die für immer in ihren Herzen verankert bleiben: "Jetzt ist es an der Zeit, das Unmögliche zu tun. Ihr müsst das Unmögliche tun, um Oasen des Glaubens zu schaffen, in denen der wahre Geist der Kirche zu finden ist. Es ist eure Pflicht, im wahren Glauben zu verharren. Das Unmögliche muss getan werden, um dieses Kloster zu errichten."

Wie stark die Anziehungskraft dieses jungen Klosters und wie weit das „Unmögliche“ bereits fortgeschritten sind, zeigen nicht nur die tapferen Novizen, die sich der Mönchsgemeinschaft und ihrem Geist verpflichtet fühlen.

2018 konnte Weihbischof Bernard Fellay auch die Klostergebäude einer neuen Schwesterngemeinschaft weihen. Das jüngst entstandene Frauenkloster befindet sich nur wenige Kilometer vom Kloster Unserer Lieben Frau von Guadalupe entfernt und steht unter dem Patronat des Hl. Josef, des Schutzherrn der Jungfrauen. Schon bald werden dort 15 Frauen leben. Insgesamt sind die Räumlichkeiten auf bis zu 25 Nonnen ausgelegt.

Für das Männerkloster strebt man nach Abschluss der aktuellen Bauprojekte eine auf 60 Mönche angewachsene Gemeinschaft sowie eine angemessene Klosterkirche an.

Interessenten, die eine Berufung prüfen möchten, sind herzlich eingeladen für idealerweise ein oder zwei Wochen in der Gemeinschaft zu leben – und dann vielleicht Teil dieser Oase des Glaubens zu werden.

So leben die Mönche:

HORARIUM

3:08 Aufstehen

3:25 Morgenandacht

  Lectio Divina

      5:00 Laudes

                  Geistiges Gebet

      6:00 Frühstück

                 Private Messen

              Arbeit in der Küche

      7:40 Primiz und Kapitel

      8:30 Studium

      9:30 Terz- und Konventualmesse

    11:00 Arbeitszimmer

    12:00 Sext und Mahlzeit

      1:00 Ruhe

      2:00 Non

      2:15 Manuelle Arbeit

      4:30 Rosenkranz

      5:00 Vesper

                 Geistiges Gebet

      6:00 Abendessen

      6:45 Kapitel

      7:00 Komplet

      8:00 Rückzug

* Freizeit: Einmal in der Woche geht die Gemeinschaft in den umliegenden Bergen gemeinsam wandern.

* Kapitel: Ein Treffen, bei dem täglich Anweisungen zur Regel gegeben werden.

Im Kapitel finden auch Veranstaltungen der klösterlichen Familie statt.

* Kanonische Ausbildung: 6 Monate Postulat, zwei Jahre Noviziat, die dreijährigen Gelübde werden zweimal hintereinander abgelegt, bevor die feierlichen Gelübde abgelegt werden, insgesamt also acht Jahre und sechs Monate Ausbildung vor den endgültigen Gelübden.