Klausurtagung der Schulleitungen in Saarbrücken

Quelle: Distrikt Deutschland

von Dr. Johannes Laas

Lehrer säen die Pflanzen des Wissens, welche ein Leben lang wachsen. Doch wie können in einer sich stetig verändernden Welt aus der Perspektive des katholischen Glaubens an unseren Schulen bleibende Werte vermittelt werden, die den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen Halt und Sicherheit für ein gelingendes Leben geben?

Dieser Frage nachzugehen, treffen sich seit 2016 regelmäßig die deutschsprachigen Gesamt-, Schul- und Internatsleitungen unserer Grund- und weiterführenden Schulen der Priesterbruderschaft St. Pius X. und der Schuldominikanerinnen von Fanjeaux in Saarbrücken zu einer Klausurtagung. Dabei stehen jedes Jahr verschiedene Themen im Fokus. Am 25. und 26. November 2022 sollte es vor allem um drei aktuelle Fragenkreise gehen: eine entwicklungssensible Sexualpädagogik, die gemeinsame Arbeit an einem Leitbild und Anregungen für eine konstruktive Elternarbeit.

Angesichts einer von Medien und Politik immer stärker forcierten Frühsexualisierung erweist sich der Bereich Sexualpädagogik heute als ein ebenso wichtiges wie riesiges Aufgabenfeld für unsere Schulen und Internate. Natürlich kann es hier keine strenge Einheitlichkeit geben. Dennoch sollte auf natürlicher und geistlicher Basis über Prinzipien nachgedacht werden, die für alle unsere Schulen Geltung haben. Dazu bedarf es des vertrauensvollen Austauschs miteinander und der Fortbildung auf seriöser wissenschaftlicher Grundlage. Eine solche bot Markus Hoffmann, Dipl.-Sozialarbeiter, Entwicklungspsychologe und Leiter des Studienganges „Leib – Bindung – Identität. Entwicklungssensible Sexualpädagogik“ an der Philosophisch-theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz. Sein konstruktiver Ansatz verfolgt das Ziel einer gelingenden, sinnvollen und zukunftsorientierten Sexualität und Geschlechtlichkeit der menschlichen Person. Mit seinem online übertragenen, mit Fallbeispielen gespickten Vortrag konnte er der Leiterrunde vielfache Anregungen zur Klärung wesentlicher Grundlagen und zur Weiterarbeit geben. Für unsere Schulen und Internate ist nun eine verstärkte Reflexion ihres Handelns zur Förderung einerseits der gesunden Geschlechtsidentität, andererseits einer in die Person integrierten Sexualität notwendig. Beides ist für den späteren Ehe- wie auch den Priester- und Ordensstand gleichermaßen wichtig.

Was die Arbeit an einem gemeinsamen Leitbild betrifft, so zeigt sich einerseits der dringende Wunsch nach noch mehr Gemeinsamkeit in der Formulierung dessen, was unsere Institute im Innersten zusammenhält – und was damit auch als Projekt der Tradition leuchtturmartig noch stärker nach außen strahlen könnte. Andererseits erweist sich dies vor dem Hintergrund unterschiedlicher Schulkulturen, länderspezifischer Rahmenbedingungen und örtlicher Traditionen als gar nicht so einfach. Natürlich gibt es bereits zahlreiche Äußerungen des kirchlichen Lehramts über die Notwendigkeit einer wahrhaft katholischen Bildung und Erziehung. Doch bedürfen diese immer wieder auch einer Formulierung in unsere Zeit hinein. Für unsere katholischen Schulen der Tradition soll es grundsätzlich um drei Dinge gehen: das Fundament des christlichen Menschenbildes für unser pädagogisches Handeln zu umreißen, darauf aufbauend Ziele und Grundsätze unserer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu formulieren und auf dieser Grundlage die unterscheidenden Merkmale einer traditionell katholischen Bildungs- und Erziehungsarbeit herauszustreichen.

Schließlich sahen die Schulleiter in der gezielten Elternarbeit noch ein großes und wichtiges Wirkungsfeld für unsere Schulen, um die gemeinsame Erziehungsarbeit noch fruchtbarer werden zu lassen. Denn nur im Verbund von Familie, Schule und Kirche kann eine nachhaltige katholische Erziehung gelingen. Faktisch zeigen sich nicht selten Eltern heute schon mit ganz grundlegenden Fragen der Erziehung ihrer Kinder ziemlich gefordert. Daher wurde in Saarbrücken auch über eine Qualitätsoffensive Eltern/Erziehung nachgedacht. Diese sollte aber nicht auf die Schulen beschränkt bleiben: Eine gezielte Unterstützung der Eltern könnte auch noch systematischer von den Distrikten und Prioraten im Verbund mit der KJB und natürlich den Schulen ausgehen. Wichtig wäre es, frühzeitig auf die Eltern zuzugehen und ihnen Hilfestellungen in geistlichen und praktischen Fragen anzubieten. Dabei wurde auch über die Gründung einer entsprechenden Zeitschrift „Die katholische Familie“ nachgedacht.

So reichhaltig die Themen und so vertraut der Austausch einer sich immer besser kennenlernenden Runde von Leitungspersonen unserer Schulen und Internate sind, so vielfältig und komplex sind auch die Fragen, vor denen wir stehen – und so gering die Kräfte, auf deren Schultern die Verantwortung für geeignete Lösungsansätze ruhen. Die Saarbrücker Leiterrunde kann am Ende kaum alle aktuellen Herausforderungen auf einmal bewältigen. Mit der gegenseitigen Wahrnehmung letztlich ähnlicher Fragestellungen, dem herzlichen und vertrauensvollen Austausch untereinander und der gemeinsamen Anstrengung zum Gedeihen unserer Schulen ist aber ein guter Boden dazu bereitet, auf dem die ausgestreute Saat immer mehr blühen und Früchte tragen kann.