Kindergartenausbau in Memmingen. Ein Interview mit Pater Maas

Quelle: Distrikt Deutschland

Hochwürdiger Herr Pater Maas, freudige Nachrichten aus Memmingen: Die Stadt fördert ihren geplanten Kindergarten-Ausbau. Wie geht es weiter? 

Ja, die Freude war überaus groß, als wir am 27. Februar die Baugenehmigung und den positiven Bescheid über den Zuschuss in Höhe von 1,13 Mio € von der Stadt Memmingen und dem Freistaat Bayern erhalten haben. Der 27. Februar ist das Fest des hl. Gabriel Possenti, den wir an unserer Schule neben dem hl. Aloysius besonders verehren. Vor allem freuen wir uns für die Familien, deren Kinder bereits warten, dass sie bald zu uns in den Kindergarten kommen dürfen.

Jetzt gehen die Planungen mit Hochdruck weiter. In den Sommerferien soll das Dachgeschoss zurückgebaut und das neue Obergeschoss mit dem neuen Dach errichtet werden. Zum neuen Schuljahr soll der Schul- und Kindergartenbetrieb möglichst ungestört verlaufen, während im Herbst der Innenausbau ansteht. Zum nächsten Kalenderjahr möchten wir den neuen Kindergarten eröffnen. 

 

Gab es besondere Herausforderungen, um diese Förderung zu erhalten? 

Es gab sehr viele bürokratische Hürden zu nehmen, Formulare auszufüllen und Gänge zu den Ämtern und Behörden zu unternehmen. Wir wurden aber überall mit unserem Anliegen, einen Kindergarten zu eröffnen, wohlwollend aufgenommen und haben allseitig Unterstützung erfahren. Die Personen auf den Ämtern sind uns alle sehr wohlgesonnen und hilfsbereit, ohne deren Unterstützung hätten wir nicht im Stadtrat von Memmingen die Zusage für die Zuschüsse erreicht. Außerdem genießen wir einen guten Ruf und das war ausschlaggebend für das Vertrauen, das man unserem Schulverein schenkt. 

 

Aktuell bieten Sie 15 Kita-Plätze an. Wieviele werden es künftig sein. 

Ursprünglich wurden für unsere Räumlichkeiten nur 8, dann 10 Betreuungsplätze genehmigt. Durch eine gesetzliche Änderung und unsere Anerkennung als sogenannte „Mini-Kita“ durften wir dann 12 und schließlich 15 Kinder in denselben Räumen betreuen. Das ist einerseits für uns erfreulich, rührt aber nicht daran, dass wir sehr beengt sind, vor allem in dem kleinen Gruppenraum. In Zukunft dürfen wir dann 25 Kinder betreuen in einem vollständigen Kindergarten mit einem großen Gruppenraum, einem Nebenraum, einer Küche mit Essgelegenheit für alle Kinder, eigenen Sanitäranlagen und Personal- und Lagerraum. 

 

 

Ergab sich der Bedarf aus Ihrer Gemeinde heraus oder geht es ganz allgemein darum, einen Mangel an Kita-Plätzen in der Stadt auszugleichen? 

Als ich die Gesamtleitung von Schule und Kindergarten im Sommer 2018 übernommen habe, sind bereits Eltern aus unserer kinderreichen Gemeinde mit freundlicher Vehemenz an mich herangetreten, dass ich zuerst die staatliche Anerkennung und dann den Ausbau des Kindergartens anpacken sollte. Wir hatten bis dahin nur eine anerkannte Betreuungsgruppe ohne finanzielle Zuschüsse mit 8 Kindern. Als der Freistaat Bayern dann das Modell der „Mini-Kita“ entwickelt hat, haben wir uns um die Anerkennung als eine solche beworben und diese erhalten. Seitdem bekommen wir sehr großzügige finanzielle staatliche Unterstützung. Die Nachfrage an Betreuungsplätzen für Kinder der Gemeinde stieg dann sehr rasant an, und die Möglichkeiten eines Ausbaus wurden von uns angestrebt und gleichzeitig von der Stadt Memmingen willkommengeheißen. So kam es beidseitig zu ersten raschen Plänen. Diese wurden aber verworfen, weil der Kindergarten wiederum nur ein Provisorium gewesen wäre und unsere Grundschule Einschränkungen erfahren hätte. Also wurden neue und vor allem größere Pläne geschmiedet, die auch mehr Platz für unsere Grundschule garantieren und diese Pläne wurden nun genehmigt. 

 

Sie betreiben in Memmingen nicht nur einen Kindergarten, sondern auch eine Grundschule. Wird sich die Erweiterung des Kindergartens mittelfristig auch auf die Grundschule auswirken? 

Es ist uns ein großes Anliegen, dass die Kinder, die unsere Grundschule besuchen, zuvor in unseren Kindergarten gehen und nicht in andere Einrichtungen. Die Kinder sind extrem sensibel und saugen alle Eindrücke, die sich ihnen bieten, wie ein Schwamm auf, die guten wie die schlechten. Immer öfter erfahren wir schmerzlich, wie Kinder bereits seelische Schädigungen aus anderen Einrichtungen mitbringen. Langfristig erwarten wir einen weiteren Zuwachs an Familien, da die Wertschätzung der Schulen und Kindergärten der Bruderschaft allseitig wächst, was natürlich auch den Umständen in öffentlichen Einrichtungen geschuldet ist. Durch den Umbau bekommt unsere Grundschule mehr Platz durch die Räume, die bislang vom Kindergarten belegt waren. Vor uns liegt aber vor allem der Bau des Priorates in Memmingen, der immer dringender notwendig wird. Auch hier gehen die Planungen stetig vorwärts. Das Projekt ist aber bei weitem schwieriger zu stemmen, weil wir dabei ganz auf Spenden angewiesen sind. 

 

Der Gründer der Priesterbruderschaft St. Pius X., Erzbischof Marcel Lefebvre, hat großen Wert auf die Schulen gelegt. Warum? 

Die katholische Kirche war immer beflissen, die christlich-abendländische Kultur weiterzugeben. Dabei haben die Werke der Bildung, besonders die Schulen und Universitäten, eine wesentlich Bedeutung. Kinder katholisch erziehen wollen, und sie trotzdem permanent dem Zeitgeist auszusetzen, kommt einem Spagat gleich, den man über einem wachsenden Abgrund übt. Ohne Kompromisse geht dieser Weg in der Regel nicht. P. Stefan Pfluger hat an verschiedenen Orten in Vorträgen deutlich aufgezeigt, dass die lineare Charakter- und Glaubensbildung der Kinder und Jugendlichen durch ein gesundes Elternhaus, eine Schule der Bruderschaft und die katholische Jugendbewegung der größte Garant dafür sind, dass die nächste Generation den Glauben bewahrt und überzeugt praktiziert. Diese drei Säulen sind wir in unserer Gemeinde in Memmingen unaufhörlich und mit viel Enthusiasmus bemüht zu stärken und zu fördern.