Erzbischof Marcel Lefebvre: Die Entsakralisierung der heiligen Mysterien

Quelle: Distrikt Deutschland

Geistlicher Vortrag am 1. Oktober 1979 in Zaitzkofen

Die Entsakralisierung der Liturgie fand zunächst auf folgende Weisen statt:

- Durch die Landessprache. Die Unterdrückung der Sakralsprache, die das Latein war, hat in gewisser Hinsicht die heilige Messe profaniert und etwas daraus gemacht, das nicht mehr wirklich sakral ist.

- Durch die laute Aussprache dieser Übersetzung während der gesamten heiligen Messe. Einen schweigsamen Moment gibt es nun nicht mehr, vom Priester leise gesprochene Worte gibt es nicht mehr. Nun hat aber das Trienter Konzil auf verschiedene Gebete des heiligen Messopfers hingewiesen, die leise gesprochen werden und die zur Betrachtung des großen Mysteriums einladen, das sich hier vollzieht.

- Durch die Einführung eines Tisches anstelle eines Altares. Damit ein Altar wirklich als das betrachtet wird, was er ist, muss er prinzipiell aus Stein sein. Man bringt das Opfer auf einem Stein dar. Nun ist aber der Altarstein aufgegeben worden; er ist nicht mehr verpflichtend, und jetzt ist der Altar durch einen einfachen Tisch ersetzt.

- Durch die Stellung des Priesters. Die zum Volk hin gefeierte Messe fordert überhaupt nicht zur Sammlung auf, die dem Mysterium gebührt, das sich da vollzieht. Der Priester selbst wird durch die Personen vor ihm in den Bänken abgelenkt. Und die Gläubigen werden durch den Priester abgelenkt, vor allem, wenn er etwas lebendig agiert, ein wenig chaotisch oder nicht sehr ehrfurchtsvoll ist. Zumindest merkt man davon weniger, wenn der Priester uns den Rücken zukehrt. Auch hier haben wir wiederum eine Abschwächung des Sakralcharakters der Messe.

- Durch das Austeilen der Eucharistie durch die Gläubigen. Meiner Ansicht nach vermindert das Austeilen der Eucharistie auf die Hand nicht nur den Sakralcharakter der Eucharistie, sondern das hat fast schon Sakrilegscharakter. Für den heiligen Thomas ist das ein Beispiel für ein Sakrileg. Man wird nun einwenden, dass es doch die Kirche sei, die das erlaube, doch kann die Kirche eine solche Manipulation der heiligen Eucharistie gar nicht gestatten.

- Durch die Vereinfachung des Priestergewandes. Jetzt gibt es in den meisten Fällen keine Ornamente mehr. Es gibt nur mehr eine Albe (Taizé-Albe genannt), die derjenigen ähnelt, die die Priester von Taizé tragen, sowie eine Stola, die auf die Albe aufgesteckt wird, sodass man nur noch ein Gewand mit Reißverschluss zum Anziehen hat. In einigen Sekunden hat sich der Priester angekleidet, und, wiederum in einigen Sekunden, ist er von neuem in Zivil, ein Laie. Ist das nicht noch eine weitere Entsakralisierung? Die Schönheit der Ornamente ist ja auch ein Zeichen für den wichtigen und edlen Charakter der Konsekration.

- Auch die Konzelebration, die weit davon entfernt ist, zur Würde der Messe beizutragen, hat ihr einen sehr gewöhnlichen Charakter gegeben. Der Umstand, dass die Priester nur ihre Hände zur Konsekration ausstrecken, ist angesichts der heiligen Eucharistie und des Opfers nicht würdevoll.

- Und schließlich füge ich hinzu, dass die Vielzahl der autorisierten Kanones gleichfalls den festgelegten Charakter der Tradition aufhebt, den der Kanon der Messe vorher besaß, von dem das Trienter Konzil sagte, dass es nichts Heiligeres, nichts Schöneres gebe als den lateinischen Kanon. Die Vielzahl der Kanones hat den sakralen Charakter des Kanons vermindert.

- Ebenso die Verwendung von gesäuertem Brot, von gewöhnlichem Brot für die Eucharistie. Das ist ganz gegen die Tradition, gegen die Gewohnheit der Kirche. Warum verlangt die Kirche von uns, dass wir ungesäuertes Brot nehmen, d.h. Brot ohne Sauerteig? Der heilige Paulus lehrt uns in seinen Briefen, dass es unser Herr Jesus Christus ist, der der Sauerteig der Eucharistie ist. Gerade deshalb verlangt die Kirche von uns, dass es keinen Sauerteig im Brotteig gibt, weil es unser Herr Jesus Christus selbst ist, der diesen Sauerteig der Eucharistie darstellt, der das lebendige eucharistische Brot darstellt. Es handelt sich also um eine sehr schöne und bedeutsame Gewohnheit. Die Tatsache, gewöhnliches Brot zu verwenden, das Sauerteig enthält, zeigt ein mangelhaftes Verständnis und eine unzulängliche Umsetzung dieser Tradition, die doch so schön ist.

Bislang habe ich bei all diesen Betrachtungen des Novus Ordo Missae nur die offiziellen Dinge erwähnt. Es handelt sich nicht um Kreationen, um Erfindungen einiger Priester, sondern es handelt sich um das, was offiziell von Rom zugelassen ist. Ich werde natürlich nicht über die Kreativität sprechen, von der übrigens Rom, und vor allem Msgr. Bugnini ja gesprochen haben, so als ob die Liturgie immer in Entwicklung, in Bewegung begriffen sein müsste. Aber davon reden wir hier nicht, weil man dann tagelang darüber sprechen müsste.