„Der Kampf um den wahren Glauben!“ Predigt von Bischof Vitus Huonder

Quelle: Distrikt Deutschland

„Der Kampf um den wahren Glauben!“

Predigt von Bischof Vitus Huonder bei der Flüeli-Wallfahrt am 17. September 2023

Das Thema dieser Wallfahrt ist „Der Kampf um den wahren Glauben“. In den vergangenen sechzig Jahren mussten wir tatsächlich Zeugen der Zerstörung des wahren Glaubens werden, einer langsamen aber nachhaltigen Zerstörung. Deshalb ist es notwendig, um den wahren Glauben zu kämpfen.

Kurz gefasst, geht es um den Glauben an den einen und dreifaltigen Gott; um den Glauben an Jesus Christus, den eingeborenen Sohn Gottes und Erlöser der Menschheit; um den Glauben an den einzigen Erlöser der Menschheit; um den Glauben an die Gnadenvorzüge der Gottesmutter und seligen Jungfrau Maria; um den Glauben an die Sünde, welche von Gott wegführt; um den Glauben an die Gnade des Kreuzestodes unseres Herrn, welche uns von der Sünde befreit und zu Gott hinführt; um den Glauben an die Sakramente, welche uns die Gnade des Kreuzestodes Christi vermitteln; um den Glauben an das Messopfer, welches das Kreuzesopfer vergegenwärtigt und als sühnendes Opfer eine ständige Quelle der Gnade ist; um den Glauben an ein Leben in Tugendhaftigkeit und Heiligkeit nach Gottes Weisung, um in Gottes Wohlgefallen zu stehen; um den Glaubens an das ewige Leben, welches der Mensch erlangt, indem er den schmalen Weg eines heiligen Lebens nach den Geboten Gottes und in Beobachtung der Schöpfungsordnung geht und auf diese Weise das ewige Leben gewinnt; um den Glauben, dass der breite Weg der Sünde, der widernatürlichen Neigungen und des Lasters ins ewige Verderben, in die ewige Verdammnis führt (vgl. Mt 6, 13-14).

Dabei müssen wir sagen: Der größte und schlimmste Angriff auf den Glauben ist derjenige gegen das heilige Messopfer, vor allem als sühnendes Opfer, welches durch den Priester und nur durch den Priester vollzogen werden kann, ein Angriff, der bereits sechzig Jahre dauert und nun so weit ist, dass der Versuch besteht, das heilige Messopfer auszumerzen. Es ist der Versuch, die Messe in eine menschliche Wohlfühl-Versammlung mit einem Vorsteher oder zu einem Party-Anlass mit verschiedenen Darbietungen umzuwandeln. Dabei hat man die Worte unseres Herrn vergessen oder ausgetrickst: „Lehret sie alles, was ich euch geboten habe“ (Mt 28, 20).

Der Kampf des Glaubens ist kein Kampf mit Waffen, kein blutiger Kampf, sondern ein geistlicher Kampf, ein Kampf mit den bösen Geistern, ein Kampf, wie ihn Paulus in seinem Brief an die Epheser beschreibt (6, 11f): „Zieht die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr dem Teufel widerstehen könnt. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Mächten, mit den Herrschern dieser Welt der Finsternis, mit den bösen Geistern, die in der Luft sind.“

Unser Kampf ist sozusagen die Fortsetzung des Kampfes Jesu mit dem Teufel. Der heilige Matthäus berichtet uns (4, 1-3): „Alsdann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden. Er fastete vierzig Tage und vierzig Nächte lang. Zuletzt hungerte ihn. Da trat der Versucher an ihn heran.“ So tritt der Versucher auch an uns heran, an unsere Zeit, an unsere Generation. Aber der Herr selbst hilft uns durch seine Worte: „Weiche, Satan, denn es steht geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen. Da verließ ihn der Teufel und siehe, Engel traten herzu, um ihm zu dienen“(4, 10f).

Ich möchte drei Wahrheiten hervorheben, die Gegenstand des Kampfes unserer Zeit sind: In dieser Zeit ist es ein Kampf vor allem für unseren Herrn Jesus Christus, den Retter der Welt, den einzigen Retter der Welt. Zweitens ist es ein Kampf für das Opfer, das unser Herr uns als Sühneopfer gegeben hat, die Heilige Messe in ihrer durch alle Jahrhunderte überlieferten Integrität. Drittens ist es ein Kampf für ein heiligmäßiges Leben, derzeit vor allem für die Tugend der Keuschheit und gegen eine perverse Welt, die bereits einen Großteil der katholischen Hierarchie erobert hat und sogar in das Zentrum unserer Kirche eingedrungen ist.

Man will nicht mehr die Gebote Gottes befolgen, man will nicht mehr auf die Lehre der Apostel hören, man will eine sogenannte „Inklusionsmoral“ (was ein Euphemismus ist) praktizieren, was nichts anderes ist als eine Lebensform, die alle möglichen Laster, jede Form von Unmoral zulässt (es ist ein Einschluss der Laster und der Lasterhaften).

Eine Kirche mit einer solchen Ausrichtung ist nicht mehr die Kirche, die von unserem Herrn erbaut wurde. Sie verdient den Titel „Kirche" nicht mehr. Sie ist nicht mehr katholisch. Unser Kampf ist daher ein Kampf für die wahre Kirche, für die wahre katholische Religion. Für diesen Kampf sind wir hier in der Nähe des heiligen Nikolaus von Flüe, eines Mannes von großem Glauben, um seinen Beistand und sein Eingreifen bei Gott zu erbitten.

Der Kampf des Glaubens ist kein handgreiflicher, äußerer, blutiger Kampf, es ist ein geistiger Kampf, ein Kampf des Verstandes, ein Kampf der Erkenntnis, ein Kampf der Vernunft, ein Kampf des tugendhaften Lebens, wie es uns der heilige Paulus im Brief an die Epheser im vierten Kapitel sagt. Es ist ein Kampf für den Menschen, nicht gegen ihn, weil der Mensch nur in Gott und im Willen Gottes seine Erfüllung findet ­– wir dürfen sagen: sein Glück. Und der Weg dahin führt nur über jenen, den der himmlische Vater gesandt hat, Jesus Christus, über seine Lehre sowie vor allem über seine Erlösergnaden. Daher ist es auch ein Kampf um die treue Überlieferung dieser Lehre und dieser Gnadengaben, um die zuverlässige Bewahrung dieser Überlieferung, eben des wahren Glaubens. Was davon wegführt – mag es noch so menschlich tönen – geht in die Irre und endet im Verderben. Hervorzuheben ist die Zerstörung der christlichen Lebensführung oder der christlichen Moral. Ein Beispiel dafür ist der Beschluss des deutschen „Synodalen Weges” über den Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt, welche die LGBTIQ-Agenda legitimiert. So stellt sich die Synode gegen das Naturrecht und führt vom göttlichen Gesetz weg, ja ignoriert das göttliche Gesetz und das Wort Gottes, die Bibel, welches dieses Gesetz lehrt. Sie tut das verwegen mit Worten, welche Barmherzigkeit und Liebe vortäuschen, in Wirklichkeit aber dazu angelegt sind, den Menschen in den moralischen Abgrund zu stürzen.

Jeder Mensch ist von der Erbsünde betroffen. Deshalb trägt jeder Mensch ­– der eine so, der andere so – Neigungen in sich und ist Regungen unterworfen, welche nicht gut sind. Das festzustellen und die Hilfsmittel des Glaubens anzubieten, ist nicht verletzend und ausgrenzend, wie es auch nicht ausgrenzend ist, eine Krankheit festzustellen und einen Heilungsprozess einzuleiten. Im Gegenteil, dies ist ein Gebot der Liebe und der Barmherzigkeit und entspringt dem wahren Glauben, dem Glauben, den uns der Herr gelehrt und den er uns anfänglich durch seine Apostel überliefert hat. Wer das Gegenteil lehrt, ist ein Kämpfer gegen den Herrn. Von ihm gilt das Wort des Propheten Jesaja: „Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen, die die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen, die das Bittere süss und das Süsse bitter machen“ (Jes 5, 20). Und der Herr selbst warnt uns: „Hütet euch vor den falschen Propheten! Sie kommen in Schafskleidern zu euch, innen aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ (Mt 7, 15-16).

Im Brief an die Ratsherren von Bern aus dem Jahre 1482 schreibt der heilige Bruder Klaus: „Den offenen Sünden soll man wehren und der Gerechtigkeit allwegs beistehen.“ Damit gibt der Heilige uns ein Programm mit auf den Weg, ein Programm, das uns bestärkt im geistigen Kampf um den wahren Glauben. Er ist uns in diesem Kampf vorausgegangen, geht es jetzt doch besonders darum, den offenen Sünden zu wehren ­– diesem Abfall von der christlichen Moral – und der Gerechtigkeit beizustehen, eben der Gerechtigkeit, die allein aus dem Glauben an unseren König und Erlöser Jesus Christus hervorgehen kann.

Mögen die liebe Gottesmutter und der heilige Bruder Klaus uns fürbitten helfen. Amen.