Allerseelen: „Ein Marienkind kann nicht verloren gehen!“

Quelle: Distrikt Deutschland

Ein Gespräch mit Pater Stefan Frey

Das Mitteilungsblatt sprach mit dem Oberen des Distrikts Österreich, Pater Stefan Frey, über den Allerseelenmonat, das Apostolat für die Sterbenden und die Vorsorge für die eigene Beerdigung nach Traditionis custodes.

Mitteilungsblatt: Der Allerseelenmonat hat im Herzen eines Katholiken einen besonderen Platz.

Pater Stefan Frey: Der Monat November ist tatsächlich in der Frömmigkeit der katholischen Völker in besonderer Weise mit dem Gedenken an die Verstorbenen verknüpft. Das hat natürlich zu tun mit dem Fest Allerheiligen und dem Gedenktag Allerseelen. Der täglich zu gewinnende vollkommene Ablass für die Verstorbenen in der Oktav des Allerheiligenfestes ist ein starkes Motiv. In katholischen Ländern ist es üblich, die Gräber der Lieben aufzusuchen, der Gefallenen zu gedenken oder besondere Gebete für die Verstorbenen zu sprechen.

Aber wenn Sie sich die liturgischen Traditionen der verschiedenen Orden anschauen, so gab bzw. gibt es auch hier zusätzliche Gedenktage für die verstorbenen Ordensmitglieder.

Das Gebet für die armen Seelen im Fegefeuer ist ein wichtiger Akt der Religion, gehört damit zur Gerechtigkeit. Es ist aber auch ein Akt der besonderen Nächstenliebe, besonders in der Zuwendung der Ablässe der Kirche.

Mitteilungsblatt: Das Gebet für die Verstorbenen hängt im real existierenden Katholizismus unserer Breiten „in der Luft“. „Warum wird eigentlich für die Verstorbenen gebetet?“, könnte man fragen.

Pater Stefan Frey: Tatsächlich sind die vier letzten Dinge – Tod, Gericht, Himmel und Hölle –  heute generell nicht mehr im Mund der Prediger. Thema des „Synodalen Weges“ sind sie zumindest nicht gewesen, oder? Kein Wunder, schon das II. Vatikanum hat vor 60 Jahren eher zaghafte Formulierungen über das Los der Abgestorbenen gebraucht, von der Liturgiereform brauchen wir gar nicht zu reden. Der Kampf um das „Sühnopfer“ ist hier nur ein Stichwort. Das alles ist aber kein Problem des „theologischen Geschmacks“ oder einer „Sensibilität“, sondern hier geht es um die eigentlichen Probleme des Menschen. Die Allerlösungslehre treibt immer neue Blüten.

Es gibt im Traktat über das Fegefeuer der hl. Katharina von Genua diesen wichtigen Satz, der aus ihr regelrecht herausbricht, und den ich zitieren möchte: „Ich wünschte, ich könnte einen so gewaltigen Schrei hinausschreien, dass sich alle Menschen über die Erde hin entsetzten, um ihnen zu sagen: Ihr Unseligen, warum lasst ihr euch von dieser Welt so blenden, dass ihr für einen so entscheidenden Wendepunkt, wie ihr ihn im Tode finden werdet, keine Vorkehrungen trefft? Ihr alle haltet euch für gedeckt unter der Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit, von der ihr sagt, sie sei so groß; aber seht ihr nicht, dass gerade diese unermessliche Güte Gottes euch zum Gericht wird, da ihr gegen den Willen eines so gütigen Herrn gehandelt habt? Gerade seine Güte sollte euch verpflichten, in allem seinen Willen zu tun.“

MB: Wie vermeidet man das Fegefeuer?

Pater Stefan Frey: Ich möchte Ihnen an dieser Stelle keine Predigt halten. Ein kleiner „fervorino“, ein paar anspornende Worte also, seien aber erlaubt.

Bei dieser Frage ist der Prediger immer in der Gefahr, nach der einen oder anderen Seite hin zu übertreiben.

Der hl. Thomas von Aquin lehrt, dass Menschen, die bereit sind, ihren Tod aus Gottes Hand ergeben anzunehmen und die Sakramente gläubig empfangen, sofort nach ihrem Hinscheiden ohne Fegefeuer in die Anschauung Gottes gelangen werden.

Sagen wir aber nicht: Ich werde am Ende beichten und mir einen vollkommenen Ablass geben lassen, dann bin ich gerettet. Eine wahre Beichte und die notwendige Reue sind Gnadengaben.

Die hl. Katharina von Genua prägte den Satz: „Denke daran, dass die Beichte und Zerknirschung, die zu diesem vollkommenen Ablass gehören, so schwer zu erlangen sind, dass du, wenn du es wüsstest, in heftiger Angst zittern und eher glauben würdest, sie nicht zu erlangen, als sie erlangen zu können.“

Denken wir an die großen Hilfsmittel, vor allem das hl. Messopfer und die Sakramente, die kanonische Buße, die Ablässe, die Sakramentalien, die Fürbitte der Jungfrau und der Heiligen, besonders des hl. Josef und des hl. Erzengels Michael, das Gebet für uns und andere, die freiwillige Sühne.

Der Gottmensch kam, um uns Erlösung zu schenken. Sein heiligstes Herz hat uns die Religion geschenkt, die uns glücklich machen will. Er ist gekommen, um Barmherzigkeit an jeder Kreatur zu üben. Dazu hat er uns Gebote und Räte gegeben und den Menschen das eucharistische Geheimnis und sein Priestertum geschenkt.

Durch seine Gnade kann der Mensch sich von der Sünde abkehren, Gottes Willen erfüllen und Sühne leisten.    

MB: Das Hauptmittel, um den Verstorbenen zu helfen, ist also das heilige Messopfer.

Pater Stefan Frey: Da die göttliche Liturgie die Opfergabe Christi am Kreuz enthält, besitzt sie einen unendlichen Genugtuungswert. Was will die Priesterbruderschaft? Sie will, nach einem tiefen Gedanken von Erzbischof Marcel Lefebvre, „die Wiederentdeckung der einzigartigen Wichtigkeit des heiligen Messopfers und seines Geheimnisses, um darin den Sinn und die Quelle des christlichen Lebens zu finden, eines Lebens des Opferns und des Miterlösens.“

Der Kapuziner Martin von Cochem hat den Merksatz geprägt: Jede hl. Messe, die zu Lebzeiten fromm besucht wird, ist wertvoller als hundert Messen, die nach dem Tode für einen zelebriert werden.

MB: Was ist das Apostolat für die Sterbenden?

Pater Stefan Frey: Gebet und Opfer! Es ist für ein Priesterherz ein großer Schmerz, wenn man sieht, dass unsere Mahnung zum Gebet für die Sterbenden und Verstorbenen von vielen Katholiken nur als „fromme Floskel“ wahrgenommen wird. Das ist sie nicht!

Unser Herr hat ausdrücklich jedem Gebet, das in seinem Namen verrichtet wird, absolute Erhörung versprochen. „Amen, amen, ich sage euch: Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen geben.“ (Joh 16, 24)

Das ist also das wichtigste Apostolat für die Sterbenden. Papst Pius XII. erinnert uns in seiner Enzyklika Mystici corporis, die mitten im Krieg – 1943 – erschien, an das notwendige Gebet und den Wert unserer Opferbereitschaft: „Es ist ein schaudererregendes Geheimnis, dass Gott das ewige Heil vieler vom Eifer der anderen abhängig gemacht hat.“

Diese Sätze sind eine Bestätigung der „marianischen Prophetie“, die uns in Lourdes und Fatima geschenkt wurde. Die Unbefleckte sagte der hl. Bernadette: „Beten Sie für die Sünder!“ Und in Fatima wiederholt die Rosenkranzkönigin diese Mahnung: „Betet und opfert für die Sünder. Es gehen viele verloren, weil niemand für sie betet.“

Vom hl. Pfarrer von Ars stammt das Zitat: „Nachts leide ich für die Seelen im Fegefeuer, und am Tag für die Bekehrung der Sünder. Das Üben des Gebetes für die Befreiung aus dem Fegefeuer ist, nach dem für die Bekehrung der Sünder, Gott am meisten wohlgefällig.“

Zum Gebet wird das Opfer treten: Kleine und große Entbehrungen, die treue Übung der Standespflichten, die Selbstüberwindungen, das Ja-Sagen zu den Kreuzen, die Unterlassungen auch kleiner Unvollkommenheiten, die Geduld im Leiden, vielfältige Akte der Liebe. Diese Ausdrucksformen der liebenden Aufmerksamkeit können alle auch für die armen Seelen und die Sterbenden aufgeopfert werden. Beten Sie oft das schöne Stoßgebet: „Jesus, Maria, ich liebe euch, rettet Seelen!“

Die von Gott gewollte Vorbereitung auf das Sterben liegt im Empfang der Sakramente. Wenn jemand aus unserer Familie oder dem Bekanntenkreis im Sterben liegt, dann sollten wir unser Möglichstes tun, damit er beichten kann, die Wegzehrung empfangen darf, und die Krankensalbung und den Päpstlichen Segen erhalten wird. Hier braucht es manchmal Mut und Klugheit.

Ein besonders schöner Gedanke: Ein Marienkind kann nicht verloren gehen! Das Tragen des Skapuliers vom Berge Karmel, der tägliche Rosenkranz, die wunderbare Medaille als Ausdruck der gelebten Marienweihe – dies sollte für uns Katholiken ein wichtiges Zeichen der Marienverehrung sein.

MB:  Sie empfehlen das gegenseitige Gebet füreinander. 

Pater Stefan Frey: Ich möchte an dieser Stelle für unseren „Dritten Orden“ werben. Die Mitglieder des Dritten Ordens haben teil an den Gnaden der Priesterbruderschaft, die durch die Gebete und Verdienste ihrer Mitglieder erworben werden. Die Tertiaren haben ein anspruchsvolles religiöses Lebensprogramm, das sie in Glauben, Hoffnung und Liebe wachsen lassen soll. Es enthält aber auch ein Gebetsversprechen, das über die Grenze unseres irdischen Lebens hinausgeht.

Die Erlangung der Heiligung vollzieht sich heute in einer Welt, die sich diesem Ziel mit sehr subtilen Irrlehren und Häresien, die unter dem Namen des Modernismus in alle katholischen Kreise eingedrungen sind, entgegenstellt. Der „Dritte Orden“ ist ein Mittel der Treue bis zum Ende und eine Hilfe, die Gnade der Beharrlichkeit zu erlangen. Er ist eben auch eine Gebetsverbrüderung auf Gegenseitigkeit.

In der Priesterbruderschaft St. Pius X. hat das Gebet für die verstorbenen Freunde und Wohltäter einen festen Platz. Hier ist vor allem das monatliche Requiem zu nennen, das in allen unseren Häusern zelebriert wird, aber auch der tägliche Rosenkranz der Prioratsgemeinschaften, der ausdrücklich für die Wohltäter – die lebenden und verstorbenen – gebetet wird.

MB: Sollte der Katholik sich die ewigen Wahrheiten oft in das Gedächtnis rufen?

Pater Stefan Frey: Als Seelsorger weiß ich um die Bedeutung guter Bücher. Halten Sie die letzten Dinge sich vor Augen. Leider könne Sie heute nicht einfach in eine kirchliche Buchhandlung gehen, und hier um Rat fragen. Meiden Sie auch die von „neuer Theologie“ infizierten Autoren. Beim Sarto-Verlag finden Sie gute geistliche Literatur, vor allem gute Katechismen – jeden Tag sollte man ein wenig darin lesen – und geistliche Klassiker, z.B. die Philothea des hl. Franz von Sales, die Vorbereitung zum Tode des hl. Alfons, den Traktat über das Fegefeuer der hl. Katharina oder das Goldene Buch des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort. Das ist nur eine kleine Auswahl. Vor allem aber meditieren sie die Worte der Heiligen Schrift und die tiefen Texte der göttlichen Liturgie, die unsere Mutter, die Römische Kirche, uns geschenkt hat.

Hier ist auch der Ort, um für die Teilnahme an geistlichen Übungen die Lanze zu brechen. Das Predigen der ignatianischen Exerzitien gehört durch die Vorsehung zu den besonderen Apostolatswerken der Priesterbruderschaft. Sie sind ein vom Himmel geschenktes Mittel, um die Seelen neu auf Gott auszurichten. Sie sind nach den Worten eines gelehrten Jesuiten die „Hochschule der Gottesliebe“. Besser kann man nicht für seine Seele sorgen. Nehmen Sie sich jetzt den Vorsatz – und halten ihn in ihrem Willen fest –, dass Sie an Exerzitien teilnehmen werden.

MB: Zur Vorsorge auf das eigene Sterben gehören auch sehr praktische Fragen. Immer wieder hören wir, dass gute Katholiken, die jahrelang die alte Messe besuchten, von ihren Verwandten nach dem Tod kremiert wurden oder sie keine katholische Beerdigung erhielten. Oder dass am Krankenbett schwere ethische Probleme auftauchten, weil keine christliche Patientenverfügung unterschrieben vorlag.

Pater Stefan Frey: Häufig werden wir Patres um Rat gebeten, wenn Fragen zur Krankheitsvorsorge oder beim Verfassen des eigenen Testaments aufkommen. Es fällt vielen Gläubigen natürlich schwer, in der komplexen Vielfalt an Informationen Orientierung zu finden. Deswegen hat die Priesterbruderschaft eine kostenlose Ratgeber-Mappe anfertigen lassen, wo einige Fragen erhellt werden.

Für Deutschland und die Schweiz lag sie schon vor, jetzt wird sie auch für Österreich herausgegeben und kann bestellt werden.

Mit diesem schriftlichen Ratgeber hat die Bruderschaft für Sie daher alles Wichtige übersichtlich und leicht verständlich zusammengestellt. Der Ratgeber enthält verschiedene Broschüren zu unterschiedlichen Themen, und bietet somit praktische Hilfestellungen, damit Sie letztlich alles in Ihrem Sinne bestimmen können.

Wir möchten Sie mit diesem Ratgeber ermutigen, frühzeitig vorzusorgen und Ihren letzten Willen zu regeln. Wie häufig wird dies hinausgeschoben, bis es zu spät ist! Unklarheiten oder eine nicht durchdachte Regelung führen zu Konflikten, die manchmal ganze Familien entzweien. Scheuen Sie also die Formalitäten nicht. Muster für eine „Patientenverfügung“, eine „Verfügungen im Todesfall“ und eine „Vorsorgevollmacht“ liegen vor. Auch ein Notfallkärtchen mit der Aufschrift „In Todesgefahr wünsche ich einen katholischen Priester“ liegt der Mappe, die sie kostenlos bei den Distriktsitzen in Stuttgart, Jaidhof oder Rickenbach bestellen können, bei.

Ein Wort zum Testament. Hier unterscheidet man ein geistliches Testament und ein Testament bürgerlichen Rechts. Nach Traditionis custodes ist die Möglichkeit für eine Beerdigung nach überliefertem katholischem Ritus mit der altehrwürdigen lateinischen Messe vom de-facto-Papst verboten worden. Gott sei Dank gibt es die Priesterbruderschaft, die hier den Seelen zu Hilfe eilt. Aber vermeiden Sie Streit am Grab, und gehen Sie nicht davon aus, dass Ihr letzter Wille von ihrer Diözese erfüllt wird. Das gehört zu den traurigen Kapiteln der jüngsten Kirchengeschichte.

Sie müssen deutlich festlegen, was wir auch als Priesterbruderschaft für Sie tun können.

Wir bitten – besser: wir betteln – auch um ein Nachlass-Almosen für unser Werk. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. wächst durch Gottes Gnade. Die Wohltäter haben es ihr ermöglicht, die tridentinische Messe und alles, was damit zusammenhängt, zu retten. In über 70 Ländern ermöglicht das Werk von Erzbischof Lefebvre die Zelebration der hl. Messe, baut Gotteshäuser und die Patres spenden die überlieferten Sakramente.

Auch wir müssen uns 50 Jahre nach der Gründung um alte und kranke Priester kümmern und eine immer größere Zahl von Seminaristen und Ordensleuten versorgen. Ohne das Scherflein der Witwe wäre das Werk von Ecône nicht handlungsfähig. Dafür danken wir innig. Die Großherzigkeit der Wohltäter wirkt so weit über deren Tod hinaus nach. Es ist ein edler und guter Kampf, den wir vereint mit all unseren Freunden kämpfen, damit weitergegeben wird, was wir empfangen haben. Dabei sind wir nur schwache und sündige Geschöpfe. Preisen wir Gott, dass wir gewürdigt wurden, unter dem Banner unseres Erlösers an diesem „Kreuzzug der Liebe“ teilzunehmen.

MB: Danke für das Gespräch.

Den kostenlosen Ratgeber können Sie bestellen:

Priesterbruderschaft St. Pius X.

Stuttgarter Str. 24

70469 Stuttgart

Deutschland

Tel.: +49 711 89 69 29 29

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Schloss Jaidhof, Jaidhof 1

3542 Jaidhof

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