Gemeinsam von Chartres nach Paris. Ein Interview mit Dietmar Volckmann

Quelle: Distrikt Deutschland

Mitteilungsblatt: Lieber Herr Volckmann, alljährlich zu Pfingsten findet die große Wallfahrt der Tradition von Chartres nach Paris statt. Von vielen Orten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz fahren Busse, in die man zusteigen kann. Warum lohnt es sich, bei dieser großen traditionsreichen Wallfahrt mit vielen tausend Teilnehmern mitzumachen?

Dietmar Volckmann: Es ist ein begeisterndes Erlebnis, in der Gemeinschaft mit vielen Tausenden Gläubigen aus aller Welt zu pilgern. Der Glaube und die Gemeinschaft werden wesentlich gestärkt und vertieft. Die Wallfahrt ist wie eine intensive seelische Tankstelle für die Pilger, die wir meist im Alltag in einem säkularen, atheistischen und zunehmend antichristlichen Umfeld leben. 

MB: Zu wessen Ehren bzw. in welchem Anliegen findet die Wallfahrt statt?  

Volckmann: Das Thema der Wallfahrt im Jahr 2023 lautet: „Die Seligpreisungen leben – Mut zur Heiligkeit – Christsein wagen!“. Dieses Thema wird auf der Wallfahrt in kurzen Vorträgen den Pilgern nahegebracht. 

MB: Wie ist der genaue Ablauf, was muss man beachten?  

Volckmann: Die Wallfahrt von Chartres nach Paris wird in drei Tagen zu Fuß zurückgelegt. Alle Pilger teilen sich in einzelne Chapitres (Gruppen von ca. 10 bis 50 Pilgern) auf.  

Die Wallfahrt beginnt am Samstagfrüh um 7:45 Uhr mit einer hl. Messe in Chartres draußen neben der weltberühmten gotischen Kathedrale. Die drei Tagesmärsche nach Paris von ca. 33 bis 39 Kilometern pro Tag werden alle zweieinhalb Stunden durch eine Pause unterbrochen. Die gute Hälfte der Zeit ist mit Gebet, Gesang und Vorträgen gefüllt und die andere kleinere Hälfte steht zum freien Gespräch der Pilger untereinander zur Verfügung. Beichten kann man während des Pilgerns. 

Die Übernachtung findet in großen Zeltstädten statt. Frühstück und eine Suppe mit Brot abends werden gestellt. Wasser gibt es ständig entlang des Weges.  

Am Pfingstmontag Mittag beginnt der feierliche Einzug in die Pariser Innenstadt mit den Tausenden Pilgern in einer Gruppe statt. Die Route führt direkt am Eifelturm vorbei und endet mit der Abschlussmesse vor dem Invalidendom um 16:30 Uhr. 

MB: Kann jeder teilnehmen?  

Volckmann: Nur wer in guter körperlicher Verfassung ist und die vielen Kilometer mitpilgern kann, sollte mitkommen. Wenn man allerdings einen Teil der Strecke nicht mehr gehen kann, dann stehen Busse für den Weitertransport bereit. Zudem steht ständig medizinische Versorgung bereit. 

Für Kinder zwischen 7 und 13 Jahren wird eine verkürzte Wallfahrt von deutschen und Schweizer Betreuern und Priestern angeboten mit 16 Kilometern pro Tag und Bustransfers, und sie erhalten Vollpension und für sie aufgebaute Zelte. 

MB: Kann man auch ohne Gemeinschaftsbus anreisen und teilnehmen? 

Volckmann: Ja, Pilger können auch individuell nach Chartres anreisen (mit dem Auto oder der Bahn oder dem Flugzeug via Paris) und sich nur für die Wallfahrt vor Ort selbst anmelden, ohne Busfahrt. Das Gepäck muss dann vor der Eröffnungsmesse wenige Kilometer entfernt am Fuß des Kathedralhügels beim Parkplatz des Supermarkts Carrefour in Chartres an den Gepäcklastern abgegeben werden. Aber Anmeldung ist notwendig. Bitte kommen Sie nicht ohne Anmeldung.

MB: Was muss man mitnehmen? Muss man sein gesamtes Gepäck tragen?  

Volckmann: Eine Reisetasche mit Kleidern etc. und eine Isomatte und ein Zelt müssen mitgenommen werden, die tagsüber von Lastern transportiert werden. Zudem benötigt man für untertags einen Rucksack. Die Pilger erhalten nach der Anmeldung eine detaillierte Packliste. 

MB: Worin unterscheidet sich die Wallfahrt von denen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz von der Priesterbruderschaft angeboten werden?  

Volckmann: Es ist die größte Fußwallfahrt der Priesterbruderschaft St. Pius X. mit vielen Tausend Pilgern aus aller Welt, an der vor allem viele junge Gläubige teilnehmen, aber auch für Ältere gibt es keine Altersgrenze. Der Marsch von Stadt zu Stadt durch das ländliche Herz Frankreichs ist zudem ein erholsames Erlebnis von Langsamkeit, Fokussierung und Natur. Es ist eine erfrischende Alternative zum Alltag. 

MB: Was würden Sie sagen, wer sollte auf alle Fälle teilnehmen?  

Volckmann: Sowohl fitte Gläubige, aber auch am Glauben ernsthaft Interessierte sollten teilnehmen. Den jungen Leuten fallen diese kleinen Exerzitien „light“ im Pilgermodus oft leichter als die üblichen Exerzitien und man muss keine Woche Urlaub dafür nehmen. Für Fremde, die die Priesterbruderschaft St. Pius X. und die Tradition noch nicht kennen, ist es ein passender erster niederschwelliger Zugang. Kinder sind ebenso begeistert von der Kinderwallfahrt und nehmen wiederholt daran teil. 

MB: Danke für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen und allen Teilnehmern eine gnadenreiche Wallfahrt, besonders jenen, die sich gerade bei der Lektüre des Interviews entschlossen haben mitzupilgern! 

Dietmar Volckmann organisiert seit 2009 die Busse zur Chartres-Wallfahrt. Weitere Informationen sowie Anmeldung zur Wallfahrt unter: https://fsspx.de/de/chartres 

Wallfahrer aus Österreich melden sich aber bitte nur bei Frau Antonia Jeindl [email protected] an, da sie auch die gemeinsame Anfahrt der österreichischen Pilger zu den deutschen Bussen organisiert. Die meisten Österreicher kommen mit dem Zug zum Münchner Hauptbahnhof, an dem der deutsche Bus hält. Bei Anreise mit dem Auto ist das Münchner Priorat passend, da es dort Parkplätze gibt. Österreicher aus Vorarlberg fahren zum Busstop nach Memmingen oder fahren im Schweizer Bus mit. 

Anmeldung bei den Schweizern bitte bei [email protected]  

 

 

 

 

Pilgerrückmeldungen an das deutsche Wallfahrtsbüro 

 

 

„Fazit in drei Worten? 

Erhebend, 

anstrengend, 

Wiederholungsbedarf!“ (Ein KJBler aus Memmingen)

 

 

„Angesichts der aktuellen Lage in Europa und der Kirche könnte man fast verzweifeln. Aber immer wieder keimt neue Hoffnung auf, wenn ich auf der Wallfahrt die vielen jungen Menschen und die vielen Fahnen mit dem Herzen Jesu sehe. Hier sieht man die Zukunft.“ (Ein KJBler aus Mainfranken)

 

 

„Das 12. Mal Chartres und wie immer: anstrengend und wundervoll!  Unvergesslich der Einzug auf dem Messplatz am Pfingstsonntag unter dem begeisterten Jubel und Applaus der anderen Pilger und vor allem unserer Freunde und Geschwister im Kinderchapitre. In einem Augenblick waren die ganzen Strapazen des Weges vergessen, auch der letzten Etappe, die sich endlos hinzuziehen schien, und man wusste: Es hat sich gelohnt. Auf einmal wurde mir klar: So wird es auch bei unserem Tod einmal sein, wenn uns die Engel und Heiligen und unsere Freunde und Verwandten, die schon auf uns warten, voller Freude mit Jubel empfangen: Ihr habt es geschafft! Ihr habt den guten Kampf gekämpft, den Sieg errungen, das Ziel erreicht. Dann werden wir wie in Chartres nicht die Opfer bereuen, die wir auf dem Weg auf uns genommen haben, sondern die, welche wir nur halbherzig oder gar nicht gebracht haben...“ (Eine KJBlerin aus Baden-Württemberg)

 

 „Es war wieder mal ein wunderbares Erlebnis. Der Körper ist erschöpft, aber die Seele erholt.“ 

(Mann aus dem Rheinland) 

 

„... Es ist eine geistige Tankstelle! Dazu noch diese gute katholische Gemeinschaft, die Natur und die Opfer, die man auf sich nehmen muss, einfach herrlich! Dies war meine erste Chartres-Wallfahrt und ich bin mir sicher: sicherlich nicht meine letzte. Ich freue mich schon auf nächstes Jahr!“ 

(Student aus Hessen) 

 

„Ich leide noch etwas an Fußbeschwerden, aber alles in allem war die Chartres-Wallfahrt ein wirklich tolles Erlebnis, vor allem der Einzug in Paris wird mir immer in Erinnerung bleiben.“ 

(Pilgerin aus Franken) 

 

„Unsere Söhne N. u. N. waren im Vorfeld sehr nervös in Erwartung der Dinge, die auf sie warten! Die Unruhe war völlig unberechtigt – sie waren sehr glücklich, an der Wallfahrt teilgenommen zu haben. Die ältere Schwester will nächstes Jahr auch teilnehmen.“ 

(eine Mutter, die ihre Kinder auf die Wallfahrt geschickt hat, in einer Dankes-Postkarte an das Wallfahrtsbüro und den Leiter der Kinderbetreuung) 

 

„Die Wallfahrt war sehr erlebnisreich und es war wunderschön. Ich danke Ihnen sehr und hoffentlich sehen wir uns nächstes Jahr wieder.“ 

(Zusteigerin aus Rheinhausen, die zum ersten Mal dabei war und auch die Priesterbruderschaft vorher nicht gekannt hat) 

 

„... Ich habe Chartres das erste Mal erlebt und bin immer noch total begeistert von diesen drei schönen Tagen. ... Bleibt für mich eine der größten Erinnerungen.“  (junger Mann) 

 

 

„Manche schätzten, dass sie wieder einmal in Ruhe und mit genügend Zeit ohne Ablenkung und in der richtigen Einstimmung beten, beichten, mit Priestern sprechen und Vorträgen zuhören konnten. Manche kann man nicht für Exerzitien gewinnen, aber die Wallfahrt ist dann wenigstens ein kleine Ersatzform, die viel geistlichen Gewinn erzielt.“  (Kommentar Wallfahrtsbüro über mündliche Rückmeldungen)